Bünz-Renaturierungsprojekt
Von der ersten Sitzung der Arbeitsgruppe bis zum definitiven Renaturierungsprojekt oder wie alles begann ...
(SV) Die kanalisierte Bünz, wie sie wohl die meisten von uns seit Jahrzehnten nicht anders kennen, durchfliesst das Gemeindegebiet in einem ökologisch wenig wertvollen Bachbett. Die Bünz gleicht einem Kanal, weist grosse gewässerökologische Defizite auf und eine sog. gewässertypische Vegetation ist schwerlich auszumachen. Der Gewässerraum ist für die Bevölkerung kaum erlebbar, denn die Bünz ist nur schwer zugänglich (steile Böschungen, Flachufer) und lädt auch nicht zum Verweilen ein.
Dies allein wären schon mehrere triftige Gründe, um über eine Renaturierung zu diskutieren, doch es lassen sich noch weit gewichtigere auflisten, nämlich der Hochwasserschutz und damit eng verbunden der Ersatz der alten Infrastruktur, insbesondere der beiden Hendschiker Brücken.
Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, beschäftigt das Thema „Renaturierung“ denn auch schon Gemeinderat, kantonale Behörden und verschiedenste Interessenverterter/innen. 2009 nahm der Kanton einen neuen „Anlauf“. Um sicherzustellen, dass das Renaturierungsprojekt von Anfang an auf breite Unterstützung und Akzeptanz zählen konnte, wurde gleich zu Beginn der Planung eine Arbeitsgruppe gebildet, in welcher verschiedene Interessenvertreter/innen zu Wort kommen sollten (Landwirte, Fischenzpächter, Natur- und Vogelschutz, Gemeinde, kantonale Stellen usw.). In intensiven und ausführlichen Diskussionen wurden die Vorstellungen, Ansprüche, Bedenken und Wünsche der InteressenvertreterInnen zusammengetragen. Diese bildeten schlussendlich die Grundlage für die Planung des Projektes „Hendschiken“, denn die Renaturierung in Hendschiken sollte den Bedürfnissen der hiesigen Bevölkerung Rechnung tragen.
Das neue Bünzprojekt in Zahlen ausgedrückt:
Bestehend |
Neu |
|
Sohlenbreite |
5m |
bis 8m (variabel) |
Wasserspiegel |
13.40m |
20m |
Gewässerparzelle |
17m |
30-38m |
Gefälle=J |
3.5‰ |
|
Q (Abflussmenge) |
62m3/s |
55-60m3/s |
Massnahmenplanung Gewässer (Gewässerraum, Renaturierung Gewässerraum, Sohlengestaltung, Bepflanzung)
Die Gewässerparzelle wird neu auf 30-38m vergrössert und zwar in Abstimmung mit den natürlichen Gewässerfunktionen und mit dem Hochwasserschutz.
Das Abflussprofil der Bünz wird innerhalb des Gewässerraums aufgeweitet. Unterschiedliche Profile, Uferbreiten und somit unterschiedlich steile Ufer sollen verschiedene Lebensraumtypen ermöglichen.
Die bestehende Turnherr-Verbauung wird auf der gesamten Länge entfernt. Die neue Sohle wird unterschiedlich breit und mit einer Niederwasserrinne ausgestattet. Die Detailgestaltung wird jedoch erst bei der Umsetzung vor Ort festgelegt. Durch Einsatz von sog. Holzbuhnen wird die Bünz an mehreren Stellen umgelenkt und der Gewässerverlauf dadurch vielfältiger und belebter. An verschiedenen Orten soll der Gewässerverlauf zusätzlich mit sog. Störsteinen belebt werden, um für die Fische Rückzugsstandorte zu schaffen.
Der Gewässerraum (ca. 10%) soll mit Gehölzen ausgestaltet werden.
Massnahmenplanung Hochwasser (Brücken)
Die beiden Hendschiker Bünzbrücken werden ersetzt. Nach längeren Diskussionen wurde festgelegt, dass sowohl die Falkenmattbrücke als auch die Steinackerbrücke als 40t-Übergänge zu planen sind. Die Steinackerbrücke wird 5m breit sein, während bei der weniger befahrenen Falkenmattbrücke die Breite auf 4m festgelegt wurde.
Die freie Durchflussbreite der Bünz beträgt bei beiden Brücken 14m.
In beiden Brücken werden zudem Werkleitungen eingelegt.
Während der Bauphase wird jeweils eine Brücke nicht passierbar sein, d.h. der Verkehr wird umgeleitet. Für die Fussgänger/innen wird während den Bauarbeiten an der Steinackerbrücke ein Hilfssteg gebaut (die Bevölkerung wird frühzeitig informiert).
Massnahmenplanung Wege und Strassen
Das bestehende Flurstrassen- und Wegnetz bleibt bestehen. Der ursprüngliche Flurweg auf der rechten Uferseite (im südlichen Teil) wird nicht mehr hergestellt. Entlang des linken Ufers befindet sich zwischen Seckackerweg und Kläranlage ein kaum mehr als solchen erkennbarer Flurweg. Dieser Weg wird so belassen und soll von der Hendschiker Bevölkerung genutzt werden dürfen (kein offizieller, markierter Fussweg).
Für die Fussgänger (v.a. Schulkinder) aus dem Quartier Steinacker/Maiengrün wird auf der neu projektierten Brücke ein Fussgängerbereich markiert.
Auswirkungen der Massnahmen
Erholung: Die renaturierte Bünz wird v.a. für die Hendschiker Bevölkerung zu einem wertvollen Naherholungsraum, auch wenn keine speziellen Erholungs- einrichtungen vorgesehen sind. Das abgeflachte Ufer und geplante Kiesufer ermöglichen zudem den Zugang und somit die Erlebbarkeit des Gewässerraumes.
Landwirtschaft: Mit der Renaturierung wird ca. 1.82ha Landwirtschaftsland der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Diese Flächen können jedoch von Landwirten als ökologische Ausgleichsflächen gepachtet und genutzt werden. Die Hochwassersituation entlang der Bünz wird optimiert und die Drainageausleitungen werden verbessert. Die Wassernutzungsrechte bleiben bestehen.
Natur und Landschaft: Die Längsvernetzung mit der Bünz als Lebensraum in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Bünzebene wird verbessert. Die ökologisch aufgewertete Bünz (Biodiversität) hat als eigenständiger Lebensraum einen wichtigen Stellenwert.
Fischerei: Durch die Renaturierung der Bünz auf dem Hendschiker Gemeindegebiet entsteht für die Fische ein aufgewerteter Lebensraum. Bereits renaturierte Abschnitte der Bünz lassen erste positive Folgen erkennen (z.B. höhere Bestände).
Hochwasserschutz: Mit den geplanten Massnahmen im Oberlauf der Bünz und der Renaturierung in Hendschiken verbessert sie der Hochwasserschutz ganz klar. Die aufgetretenen Schäden im Gewässerraum (z.B. Drainagen) und den Brücken werden behoben, Objektschutzmassnahmen an der Kläranlage sind nicht mehr notwendig. Die Gefahrenkarte wird daher in Hendschiken überarbeitet und angepasst.
Bauzeit/ Kosten: Der Baubeginn soll im Herbst 2013 erfolgen und zwar bei der Falkenmattbrücke. Wenn alles planmässig verläuft, werden die Bauarbeiten rund ein Jahr dauern. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 2,9 Mio Fr.
(Die Angaben, Daten und Informationen stammen aus dem Technischen Bericht zur Renaturierung der Bünz in Hendschiken).