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Bünz - ein Gewässer im Wandel

Bünz - ein Gewässer im Wandel

Die Bünz – ein Gewässer im Wandel der Zeit und der Geschichte

(SV) Die Bünz – was der Namen wohl bedeuten mag? - entspringt am Lindenberg oberhalb der Gemeinde Beinwil im Freiamt. Auf einer Länge von gut 25 km durchfliesst der Bach das Freiamt, erreicht in Hendschiken den Bezirk Lenzburg und mündet bei Wildegg in die Aare. Somit liegt die Bünz von der Quelle bis zur Mündung im Kanton Aargau und ist also zu hundert Prozent eine „Aargauerin“! Auf ihrem Weg vom Lindenberg bis nach Wildegg überwindet sie ca. 500 Höhenmeter und nimmt eine Vielzahl von Seitenbächen auf!

Wenn Sie alte Karten von Hendschiken (z.B. die Siegfried-Karte aus dem Jahr 1880) anschauen, dann erkennen Sie sofort, dass die Bünz nicht immer so schnurgerade durch unser Dorf geflossen ist, sondern ein sog. stark mäandrierendes Gewässer war. 

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Der Bach beanspruchte grosse Flächen, die periodisch überschwemmt wurden und daher von der Landwirtschaft nicht intensiv genutzt werden konnten. Das im 19. Jh. einsetzende Bevölkerungswachstum und der damit verbundene Siedlungsdruck liessen die Idee aufkommen, die „Sumpfflächen“, welche die Bünz immer wieder überschwemmte, für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.

Im Protokoll des Regierungsrates des Kantons Aargau vom 3. März 1918 wurde schliesslich folgender Beschluss festgehalten: „Jn Anbetracht der schweren Kriegszeiten, wobei unser Land immer mehr auf die eigene Produktion angewiesen ist und es klar daher erste Pflicht des Staates sein muss, fruchtbares Gelände vor Ueberschwemmungen zu schützen und Sumpfgebiete zu fruchtbaren Aeckern zu meliorieren, glauben wir, dürfe die Regierung mit der schon seit bald 50 Jahren angestrebten Bünzkorrektion nicht mehr zurückhalten.“

Die Arbeiten an der Bünz begannen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und zogen sich über fast zwei Jahrzehnte hin. Zu den Arbeiten, die in Hendschiken ausgeführt worden sind, liegt von Emil Baumann (1922-2013) ein eindrücklicher Bericht vor, den ich in Auszügen hier anfügen möchte:

„ (...) Auch mein Vater hatte zu jener Zeit keine Arbeit; er hatte zuvor in der BBC gearbeitet; auch er konnte an der Bünzkorrektion mitarbeiten. Aber wer weiss wie! Es hatte einen einzigen grossen Bagger, der grub die grossen Massen aus; daneben standen kleine Rollwagen, die mit dem Aushub gefüllt wurden, gezogen von einer kleinen Benzin-Lokomotive. Eine eigentliche Berufskleidung oder gar Stiefel gab es nicht. Der Vater kam jeweils voller Dreck nach Hause. Nach der Korrektion kam die Melioration, d.h. die Entwässerung und Trockenlegung des Bodens, damit er für die Landwirtschaft genutzt werden konnte. Denn zuvor war ja alles Sumpf und Moor gewesen. Die Bünz hatte zuvor ja nicht ein einziges Bett, sie lief in allen möglichen Bögen durch die Landschaft. Da konnte ich auch mithelfen, die Gräben einzudecken. Pro Meter gab es 5 Batzen. Das war in den Jahren 1937 und 1938.“ 

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Auf der oben angefügten Karte können Sie den neuen Verlauf der Bünz erkennen. Durch die „Korrektur“ der Bünz wurde der Gewässerraum eingeschränkt und das ehemalige Flussland mit Drainagen für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung melioriert. Im nördlichen Abschnitt wurde zudem linksufrig ein Damm aufgeschüttet, um das Landwirtschaftsland vor Überflutungen zu schützen. Als weitere Massnahme wurden die Seitenbäche eingedolt.

In den 1990er Jahren veränderte sich zusehends die Sichtweise betreffend den Gewässern und ihrer Gestaltung, d.h. den Gewässern sollte wieder mehr Raum gegeben werden. Dies zum einen weil die grossen Überschwemmungen in den Jahren 1994 und 1999 gezeigt hatten, dass der Hochwasserschutz nicht in allen Belangen genügte und zum andern weil in der Bevölkerung das Interesse an den Flüssen und Bächen als Naherholungsraum wuchs.

In diesem Sinne wurde die Bünz bereits an verschiedenen Stellen saniert oder eben renaturiert, so u.a. in Muri, Boswil und Bünzen, Dottikon, Othmarsingen oder Möriken- Wildegg, und es zeigen sich bereits erste positive Resultate. So konnte z. B. eine höhere Fischdichte oder das Vorkommen von standortgerechten Arten festgestellt werden. Durch die Renaturierungsprojekte wird aber auch die Hochwasserproblematik entschärft und die Wasserqualität, welche die ökologischen Ziele noch nicht erreicht, nachweislich verbessert. 

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Bereits renaturierte Bünz

 

In diesem Jahr wird nun auch auf dem Gemeindegebiet von unserem Dorf die Bünz auf einer Länge von ca. 1,2 km renaturiert. Damit wird ein weiterer Abschnitt der Bünz ökologisch aufgewertet. Der Bach und dessen Ufer werden in Zukunft sowohl für Flora und Fauna als auch für die Menschen zu einem interessanten Lebens- und Erlebnisraum. 

Literatur:

- Die Bünz: Vom Kanal zum dynamischen Bach (Susette Burger, Abteilung Landschaft und Gewässer), in Umwelt Aargau, nr. 37/2007 
- Vom Grossen Wandel in Hendschiken: Emil Baumann erzählt aus seinem Leben, aufgezeichnet von Josef Brogli, http://www.5604.ch/index.php?catid=42
- Renaturierung Bünz (Hendschiken), Technischer Bericht
- https://www.ag.ch/de/dfr/geoportal/online_karten_agis/online_karten.jsp 

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